Frankfurt am Main nennt sich auch „European City of Trees“.

Beendet: MainStadtbaum Frankfurt

Einsatz für Bäume


Frankfurter CitizenScience-Projekt „MainStadtbaum“, gefördert durch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft:
Monitoring der Wasserversorgung und des allgemeinen Fitnesszustands junger Stadtbäume, um Schäden durch die klimawandelbedingte Trockenheit frühzeitig zu erkennen und zu verringern, in einer Kooperation von Senckenberg, der Senckenberg-Ausgründung Phytoprove und der Stadt Frankfurt.

 

 

Stadtbäume im Klimastress

Durch den Klimawandel nehmen Extremwetterereignisse weltweit zu. Besonders heiße und trockene Sommer, wie sie 2018 und 2019 auch in Deutschland auftraten, erfordern neue Maßnahmen bei Pflege und Erhalt von Stadtgrün, insbesondere der Bäume. Städte stellen durch einen hohen Versiegelungsgrad, Bodenverdichtung und Abwärme von Bauwerken ohnehin einen Extremstandort für Bäume dar.

In Frankfurt am Main, der „European City of Trees“, wachsen 164.000 Straßen- und Parkbäume, etliche davon sind bereits durch Hitze, Salz oder Schadstoffe geschädigt, vor allem junge Straßen- und Parkbäume. Alle neu gepflanzten Bäume (und nur diese) werden nach der Pflanzung fünf Jahre lang gewässert. Auf Grund begrenzter Kapazitäten kann die Stadt jedoch Bäume zwischen 5 und ca. 10 Standjahren bei Hitzeperioden nicht ausreichend bewässern. Eine zuverlässige Beurteilung des Zustands dieser Bäume, noch bevor Schädigungen sichtbar werden, würde eine gezielte und effiziente Bewässerung und Pflege der tatsächlich bedrohten Bäume ermöglichen, um irreversible Schäden oder Totalverluste zu vermeiden. Auch bei besonders wertvollen alten Bäumen (insbesondere die Frankfurter Naturdenkmale), die durch die Trockenheit der letzten Jahre bedroht sind bzw. schon geschädigt wurden, wäre eine direkte Kenntnis des Zustandes hilfreich.

Fitnesstest für Bäume

Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F) messen den Vitalzustand von Pflanzen und deren Stressbelastung durch Kälte, Hitze, Trockne und Versalzung seit langem mittels einer schnellen, nicht-invasiven, biophysikalischen Methode. Dabei wird erstmals direkt der Versorgungs- und Stresszustand der Pflanze selbst gemessen, anstatt diesen von Faktoren wie Bodenfeuchte, Wetterdaten oder auch Blattfärbung o.a. abzuleiten. Die Methode basiert auf der Messung der Leistungsfähigkeit des Photosynthese-Apparates: diese gibt Auskunft über die Stressbelastung, lange bevor Schädigungen an der Pflanze sichtbar sind.

Das Projekt MainStadtbaum

In Kooperation mit Grünflächen- und Umweltamt der Stadt Frankfurt, unter Mitwirkung der Bürgerschaft und mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft werden seit 2020 ausgewählte Frankfurter Bäume auf ihre Gefährdung durch bzw. Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit und Hitze untersucht. Evtl. und je nach Standort bietet dieses Monitoring auch die Möglichkeit für frühzeitige, gezielte Gegenmaßnahmen, um die Baumgesundheit zu gewährleisten.

An repräsentativen Standorten und verschiedenen Baumarten werden während der Vegetationsperiode regelmäßig die Auswirkung von Hitze- und Dürrestress auf den Vitalzustand der Bäume gemessen. Dazu wird mit einem Messgerät die Photosyntheseaktivität in den Blättern erfasst, die Messung dauert jeweils nur wenige Minuten. Ziel ist es, herauszufinden, welche Standorte und Baumarten am stärksten betroffen sind und zu welchem Zeitpunkt wie eingegriffen werden müsste, um irreversible Schäden zu vermeiden, sowie wie hoch der Aufwand eines solchen Monitorings ist. Auch sollen Aussagen dazu getroffen werden, welche Baumarten bzw. Sorten in Zukunft für städtische Extremstandorte geeignet sein werden, weil sie mit schwierigen Bedingungen besser zurechtkommen als andere.

Mehr Möglichkeiten dank Citizen Scientists

Hier bietet sich die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in Form eines Citizen-Science-Projektes an. Frankfurt zeichnet sich seit jeher durch ein großes bürgerschaftliches Engagement aus, gerade auch im Hinblick auf das Stadtgrün. Dieses Projekt baut deshalb auf eine breite Mitwirkung aus der Bürgerschaft: Schüler*innen, deren Eltern, Lehrer*innen, Vereine, Umweltorganisationen, Anwohner*innen die etwas für die Stadtbäume tun wollen – es richtet sich grundsätzlich an alle, die sich in Umweltprojekten in Frankfurt nachhaltig engagieren wollen. Diese sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Mitmachen können Frankfurter*innen, die den Sommer über nach einer Einweisung zweimal im Monat den Zustand ausgewählter Bäume messen können, was pro Baum ca. 30 bis 45 min dauert (bei mehreren Bäumen an einem Standort reduziert sich die Zeit pro Baum deutlich). Die aktuell über 240 gemessenen Bäume verteilen sich auf das ganze Stadtgebiet. Eigene Bäume zu messen ist ebenfalls möglich.
Die Messsaison 2021 dauerte von Mitte Mai bis Ende September. Der Saisonauftakt fand am Samstag, 8. Mai, um 15 Uhr als virtuelle Veranstaltung via Zoom statt:
Informationen, Vorträge und Fragen aus der Saison-Auftaktveranstaltung am 8.5.2021 – hier klicken!

Die Messungen finden immer nach einer individuellen Einweisung statt, die unter Wahrung der jeweils geltenden Hygiene- und Abstandvorschriften durchgeführt wird.
Aufgrund des sehr großen Interesses können wir aktuell keine Anmeldungen für die Messung weiterer Standorte annehmen. Jedoch laden wir alle Interessentinnen und Interessenten ein, sich per Mail an info@mainstadtbaum.de zu melden – aktuell suchen mehrere Messteams im Nordend, Innenstadt und Sachsenhausen Verstärkung, auch für 2022 gibt es voraussichtlich noch Bedarf.

Saisonabschlussveranstaltung 2021: Samstag, 27. November , 15 – 17:30 Uhr

 

Rückblick Veranstaltungsreihe 2021

„Science Schobbe“:

30. September, 17 Uhr: Spätsommergarten am Institut: Baumführung und Umtrunk (mit Anmeldung)

August: Drei Termine mit Labor- und Gebäudeführungen in kleinen Gruppen mit anschließendem Austausch (für Projekt-Teilnehmer:innen, mit Anmeldung)

13. Juli, 18:00 Sommergarten (für Projekt-Teilnehmer:innen, mit Anmeldung)

16. Juni, 19:00: „Arborcheck, Chlorophyllfluoreszenz – Was messen wir da eigentlich?“ (Wissenschaftlicher Vortrag)

Einstieg in die Umweltforschung für Schüler*innen

Im Rahmen des Projekts wird auch Schüler*innen wie Lehrer*innen ermöglicht, mit fachwissenschaftlicher Betreuung eigene kleine Forschungsarbeiten zum physiologischen Monitoring der Stadtbäume zu entwickeln, die z. B. bei „Jugend forscht“ eingereicht werden können. Eine enge Kooperation mit „Jugend forscht“ besteht seit einigen Jahren über Senckenberg, in diesem Rahmen sind zudem themenbezogene Lehrerfortbildungen angedacht.

 

Kontakt

Dr. Thomas Berberich
Wissenschaftler, Leiter des SBiK-F-Laborzentrums
Dr. Julia Krohmer
Stellv. Leiterin Stab Wissenschaftskoordination, Frankfurt/M.
Daniel Weber
Wissenschaftler, CEO Phytoprove Pflanzenanalytik

Das Projekt MainStadtbaum wird ermöglicht durch folgende Kooperationspartner:

gefördert durch

Polytechnische Gesellschaft

Projektpartner